Herford. Ein aufgegebener Hochhaus-Rohbau in Caracas (Torre Davíd), in dem sich 750 wohnungslose Familien ohne Strom und Wasser einrichten, selbstgegrabene Erdhöhlen-Häuser in China, der neue Louvre in Lens oder ein schwimmender Slum in Lagos, Nigeria: Architekturfotograf Iwan Baan zeigt in seinen Bildern, wie sich Menschen – oft unter schwierigsten Bedingungen – Lebensräume schaffen und diese auch ohne Geld gestalten.
„Ich habe an einem Ort eine Idee, eine Eingebung, die ich in meinen Bildern visualisiere“, erzählt der 38jährige Fotograf, während er mir begeistert immer neue Bilder seiner Ausstellung „52 Wochen, 52 Städte“ im Museum MARTa zeigt:
„Schau hier: da haben sich Menschen Löcher sieben Meter tiefe Löcher in den Boden gegraben und von dort aus Stollen, in denen sie leben.“ 40 Millionen Chinesen hätten bis vor kurzem in solchen Höhlen gewohnt.
Nur ein paar Schritte sind es vom Norden Chinas nach Japan, wo Baan die Keimzelle aller japanischen Architektur kennen gelernt hat: Den Ise-Schrein. Alle 20 Jahre wird er neu gebaut. Baan hat einen der seltenen Momente erwischt, in denen der neue Schrein schon fertig aber der alte noch nicht abgerissen war.
Fotograf Iwan Baan mit Mitarbeiterin Jessica Collins im MARTa, Herford
Der rastlose Fotograf, Niederländer aber nirgends wohn-haft, fühlt sich überall freundlich aufgenommen. „Wenn Du Dich für die Menschen interessierst, zeigen sie Dir voller Stolz den Lebensraum, den sie sich geschaffen haben“. So ist die Fotografie für Baan „a good excuse to step into other people’s lives“. Schließlich sei er „a very curious person“, ein sehr neugieriger Mensch im Sinne von Wissbegierig. Auch nach acht Jahren hat er vom Leben aus dem Koffer nicht genug.
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