Unterwegs versuche ich auch dort hin zu gehen, wo ich mich erst mal unwohl fühle. Immer wieder suche ich den Kontakt zu Leuten abseits der üblichen Touristenpfaden; zu denen, die es nicht so leicht haben und sich vielleicht besonders freuen, wenn sich Journalisten für ihre schwierigen Lebensbedingungen interessieren.
Andererseits finde ich gerade mit diesen Menschen oft keine gemeinsame Sprache. Im reicheren Norden Tel Avivs zum Beispiel spricht fast jede/r Englisch. Auf den Straßen sieht es aus wie in Europa. Die Stimmung ist mir vertraut. Im Süden kommt man mit Englisch nicht weit. Touristen sind die Einheimischen dort weniger gewohnt. Viele reagieren abweisend, wenn sie einen Europäer mit einer großen Kamera hantieren sehen. Belohnt werde ich in solchen Umgebungen dafür mit neuen Erfahrungen und Einblicken in Welten, die mir sonst verschlossen geblieben wären.
Als ich in Tel Aviv von den Flüchtlingen hörte, die im Levinsky Park leben und kein Aufenthaltsrecht bekommen, wollte ich dort hin. Den Park habe ich schnell gefunden, die jungen Afrikaner auch. Sie sitzen im Park, spazieren durch die Straßen der Umgebung und schauen mich als einen der wenigen „Weißen“ in der Gegend eher misstrauisch an. Die Warnungen einiger Israelis haben mich verunsichert: „Also ich würde dort nicht hinfahren“, sagte mir eine, ein anderer empfahl mir dringend, die Kamera nicht mitzunehmen. „Die nehmen sie Dir dort bestimmt gleich ab.“ So habe ich den Fotoapparat unter meiner Jacke versteckt. Nach einer halben Stunde fühlte ich mich einigermaßen sicher, begann ein paar Aufnahmen aus der Ferne zu machen. Ansprechen wollte ich die Flüchtlinge lieber nicht. Ein Fehler? Die meisten leben illegal hier, haben wahrscheinlich Angst vor Polizisten, die auch gerne in Zivil Streife gehen. Journalisten trauen sie vielleicht auch nicht, nachdem so viele negative Berichte über die als „Eindringlinge“ und „Infiltratoren“ bezeichneten Menschen erschienen sind.
Zum Glück hat mir eine Bekannte Adressen von Menschen gegeben, die sich um die Flüchtlinge kümmern, sie beraten, ihnen Kleidung und Lebensmittel bringen (nachstehender Blogeintrag). Yigal habe ich auf dem Handy erreicht. Er half mir mit seinen Kontakten. Ihm und allen die mir solche Begegnungen ermöglichen: Danke.