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Iraklion. Für die Fahrt nach Lentas im einsamen Süden Kretas habe ich mir für 40 Euro / Tag ein Auto gemietet. Punkt zehn Uhr steht ein junger Mann, Mitarbeiter des Vermieters Auto Club, mit einem Klemmbrett in der Hand in der Hotellobby und führt mich freundlich lächelnd zu einem mit reichlich Spachtel renovierten Chevrolet Spark vor der Tür. Auf dem Sitzen haben schon einige Leute ausgiebig gespeist. Damit mir der Vermieter die Macken nicht in Rechnung stellt, fotografiere ich sie  mit dem Handy fotografiert. Der junge Mann schaut mich verwundert an. „Kein Problem. Wir wissen das doch“, versichert er mir in recht gutem Englisch.

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Der Tank sei knapp halb voll. Wenn ich das Auto ungefähr so betankt zurückgebe, sei alle in Ordnung. Ich könne den Wagen auf dem Parkplatz seiner Firma vor dem Flughafen abstellen und den Schlüssel unter den Teppich legen. Er zeigt auf die Fußmatte vor dem Fahrersitz und nickt mir zu. Alles klar.

Esel auf einem Pick-Up

Der Fahrstil der Leute verrät mir oft eine Menge über ein Land. Verkehrsschilder und Markierungen wie doppelt durchgezogene Linien auf dem Asphalt gelten den meisten hier als dekorative Empfehlungen weit entfernter Behörden.  Wer sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten möchte, fährt auf Landstraßen halb auf dem Standstreifen, so dass normale Autofahrer entspannt überholen können. Die doppelten weißen Linien oder schraffierten Felder in der Fahrbahnmitte nehmen sie dabei unter die Mitte ihres Wagens. Wenn es der Gegenverkehr genauso macht, wird es etwas eng, geht aber auch.

Wer sich in den fließenden Verkehr einfädeln möchte, wird von den anderen Fahrern eingelassen. Man bremst, beschleunigt, winkt sich zu, bis es passt. Spurwechsel lassen sich so entspannt bewerkstelligen, selbst es auf dem letzen Meter vor der Ausfahrt, die ich sonst verpasst hätte.

Ein Parkplatz ist dort, wo ein Auto steht. Die anderen umfahren geschickt jedes Hindernis. Vor dem Flughafen tut es auch eine rund einen Meter tiefe Abwasserrinne. Die Fahrer haben ihre Wagen so geparkt, dass sie die Rinne überbrücken. Ein Auto steht über einem tiefen Graben, ein Rad auf der linken, das andere auf der rechten Seite.  Wie sind die da hin gekommen?

Einen TÜV gibt es hier auch. Auf den Nummernschildern kleben die gleichen Plaketten wie in Deutschland. Viele Autos bekommen die Plakette anscheinend dafür, dass sie beim Aufkleben nicht auseinander fallen.  „Durch den TÜV kommt hier fast jeder“, antwortet mir ein hier lebender Deutscher auf meine Frage nach dem Zusammenhang zwischen TÜV-Plakette und Zustand des damit ausgezeichneten Autos. Über Griechenland schimpft er, mag sich von seinem Haus in einem kleinen Bergdorf aber nicht trennen. Im Gegenteil. Inzwischen verbringt er dort die meiste Zeit seines Lebens. Er liebt die Landschaft, das Licht und die Menschen. Staat und Bürokratie seien desorganisiert, undurchschaubar und chaotisch. Regeln erkenne er weder auf der Post noch beim Finanzamt oder der Baubehörde. Alles dauere lange, sei kompliziert, „aber am Schluss klappt das Meiste irgendwie doch“. Auf der Straße läuft es ganz ähnlich.

Blick auf Lentas, Kreta, 26.4.2015

Lentas im Süden Kretas